#DieWirklichkeit

  • Wachsen aus der Mitte heraus, im mütterlichen Bauch – das tut gut! Da ist es gemütlich. Der Puls zweier Herzen, ausreichend Nahrung, gedämpfte Geräusche und ein sanftes, indifferentes Licht. Der Halbschatten innigster Zweisamkeit. Ich habe Teile meines Babyarmbandes aus dem Krankenhaus immer bei mir. Es stammt aus dem Jahr 1964. Ich möchte es unbedingt behalten und mich immer daran erinnern, wo ich geboren bin: in Deutschland – ein Gebilde, das Dank der Alliierten angeblich nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt am Main als Aktiengesellschaft eingetragen worden ist und heute in dieser Form als das Bundesfinanzministerium Politik betreibt.
  • Genau das ist der Grund, warum das Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen „Goldman Sachs“ eine derartige Macht über Deutschland erlangen konnte. Es geriet mit seinem Verhalten in der Europäischen Schuldenkrise und seiner Verflechtung mit der europäischen Politik in die Schusslinie, weil es der griechischen Regierung gegen hohe Beträge geholfen haben soll, die nationalen Schulden zu vertuschen. Also so was!  Was wäre das schön, wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten: Die Holländer tauschen einfach am 27. August 1664 bei ihrer Kapitulation in der Schlacht um Manhattan ihren damaligen Regierungssitz Neu Amsterdam nicht gegen eine Handvoll Muskatnussbäume in Südostasien. New York wird niemals gegründet und „Goldman Sachs“ erscheint nicht auf dem Parkett der Weltpolitik und Weltwirtschaft, sondern hoffentlich als Gas-Wasser-Scheiße-Betrieb in New Jersey. Dann ist aber auch nicht ganz sicher, dass ich geboren werde bzw. wer ich dann sein werde. Deswegen habe ich mein Babyarmband als Referenz dabei: Falls die kollektive Umkehr wider Erwarten ganz plötzlich doch geschieht, weiß ich, wo ich hin muss. Nach Berlin – in meine Heimatstadt! Da bin ich bei meiner Mama und sicher. „Könnte bitte alles so rein sein und so schön, wie die frühe Mutter-Kind-Liebe? Ich sag es ja nur, lieber Gott. Am Ende des Tages lass bitte deinen Willen geschehen. Okay?“ Donnerwetter: Mein Alter Ego hat Manieren gelernt.
  • Meine Wahrnehmung wird sehr viel bewusster, je länger ich abstinent lebe. Das Leid in der Welt „draußen“ war schon vorher für mich schwer auszuhalten. Jetzt springt es mich an wie eine Katze, die nach einem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen ausgerechnet mich, einen unbeteiligten Passanten, auserkoren hat, ihr Erste Hilfe zu leisten! Ich sehe genauer hin und jammere nicht nach dem Motto: „All das Leid und Unrecht in der Welt! Wie kann Gott das nur zulassen?“ Es gibt die Art von Menschen, die anderen Leid zufügen. Und es gibt die Art von Menschen, die versuchen, ein rücksichtsvolles Leben zu führen. Ich kenne viele Menschen, die bereit sind für eine Umkehr, hin zu Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme. Die Frage ist: Zu wem möchte ich gehören? Wenn ich heute nicht mit einem oder zwei Gebeten durch den Tag komme, dann bete ich eben ein drittes oder viertes Mal. Das Beten ist die größte Kraft, die ich kenne.
  • Es ist erstaunlich, was die Wissenschaft bis heute erreicht hat. Die Physik, Biologie und Chemie haben Erklärungen gefunden für die Entstehung des Lebens und vieles mehr. Ja und? Kaum einer erkennt, dass auch diese Fähigkeiten und Erkenntnisse Geschenke von Gott sind. Auch darum glaube ich erst recht an ihn, denn ich bekomme das Wissen von ihm geschenkt. Anwenden kann ich dieses Wissen aus meiner Mitte heraus, wo Gott ebenfalls einzieht, wenn ich ihn einlade. „Seine Spielsachen sind schon da!“ Damit lädt mich mein Sohn Julius gerade zu einer Partie Backgammon ein, während er über meine Schulter grinst. „Komm, Papa! Mach mal eine Pause.“ Wir entscheiden uns für ein regelrechtes Turnier: Vater, Mutter, Kind im Wechsel. Der Verlierer geht mit dem Hund Gassi. An der Basilika drehen sich die Kräne rückwärts.

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Autor: Markus ist Majolo

Ich bin ein Schauspieler. Neben dieser Tätigkeit widme ich mich verstärkt dem Schreiben von Geschichten für Kinder. In meinen biographischen Erzählungen, die im Frühjahr 2013 erschienen sind, bin ich mir selbst auf vollkommen andere Art begegnet. Ich bin ein pausbackiger Mensch. Über die Jahre reife ich zu einem wahren Wonneproppen, der eine große Euphorie und Harmonie in seiner Mitte trägt. Die Harmonie gefällt meiner Seele. Um sie zu beschützen, riskiere und opfere ich viel. Die Euphorie nährt mein Ego, und das bereitet mir auf Dauer eher Schwierigkeiten. Die Kraft, die in mir entsteht, ist ein Geschenk und ein Fluch zugleich. Sie treibt mich zu Höchstleistungen an. Da ich als junger Mensch nicht weiß, dass die Harmonie, die ich beschützen will, Gottes Gesetz unterworfen ist, leidet meine Seele. Sobald ich außen auf Widerstand stoße, bläst sich mein Ego auf. Es wird ein großer Ballon mit einer dünnen Haut. Und meine Seele schrumpft, je größer mein Ego wird. Wenn der Ballon endlich zerplatzt, liegt meine Seele am Boden, und die Harmonie ist beschädigt. Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, meine Euphorie ein wenig zu dämpfen. Meine innere Harmonie bleibt mein Antrieb. Nur hat dieser ein neues Ziel: Nicht für mein Ego strebe ich nach Höchstleistungen, sondern für eine höhere Macht, die meine Seele nährt. Etwas, das größer ist als ich selbst. Wenn mal etwas schief läuft, braucht mein Ego sich nicht gekränkt zu fühlen. Es ist nicht betroffen. Als ich sehr spät in meinem Leben erkenne, dass nur Gott diese höhere Macht für mich sein kann, wird meine Harmonie trotz aller Rückschläge zu etwas Unzerstörbaren in meiner Mitte. Perfekt wird mein Leben dadurch allerdings nicht.

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