Küchengeheimnis

Ich bin frei, wenn ich mich bewege. Ich kann mich sehen, wenn ich auf mich schauen. Ich höre mich, wenn ich spreche. Ich sterbe nicht.

Co schwanger und so.

Es ist Anfang 2004, und unser Sohn geht auf Startposition. Soviel ich später mitbekomme, hat er sich bereits mit dem Kopf in Richtung Beckenkanal gedreht. Das hat er gut gemacht, – er kann ja nicht wissen, dass es so nicht klappen wird. Im Bauch meiner lieben Frau Barbara ist jetzt einiges los. Langsam aber sicher müssen sich Mutter und Kind mit einander arrangieren. Ich versuche das weitestgehend zu koordinieren und bekomme dabei eine handfeste Nackenstarre. Ich hab da wohl etwas missverstanden.

Wir haben drei Namen für den Filius ausgesucht und können uns nicht entscheiden. Julius klingt sehr schön und ist klassisch, Qimo klingt japanisch – ist aber eine Erfindung von uns – und Sylvester geht auf meinen Großvater Majowski zurück. Der, der aus dem Wald kommt.

Qimo gefällt mir sehr! Es ist eine Kombination aus dem „Qi“ was im Chinesischen die Lebenskraft bedeutet und dem englischen „Motion“! Also wäre die Bedeutung dieses Namen: Kraft, die bewegt. Toll, – genau das richtige für mich! Ich bin emsig bemüht, meiner Frau bei zu stehen, trotz eines mittlerweile ausgewachsenen Halswirbel Syndroms meinerseits. Ich bleibe einfach immer in Bewegung, das hilft bestimmt. Ich weiss ja, – gemeinsam werden wir es hinbekommen. Ich, die Sirene! Ich hab aber plötzlich auch tausend andere Dinge im Kopf. Ich beschliesse zum Beispiel, ein Tagebuch zu schreiben. Mal wieder. Okay – aber diesmal soll es für die Ewigkeit sein.

„Guten Morgen, lieber Tag. Heute fühle ich mich wunderbar und ich bin co – schwanger, denn mein Kampfgewicht liegt jetzt bei 20 Kilogramm über normal!  Und ich habe mir einen meiner Wünsche erfüllt: hier ist mein Tagebuch.  Erzählungen aus  meinem Leben mit vielen lieben Freunden und der Dokumentation wachsender Bäuchen von zwei erwachsenen Menschen, die sich lieben.  Die positiven Dinge möchte ich erzählen, die wirklich „schlimmen“ lass ich weg.“

Auch mein alter Ego –  Icke genannt –  wird hier Einzug halten.  Und da ich einst auch den „Cookie“ gespielt habe – bei den sieben Zwergen –  gibt es hier natürlich ein paar  lustige Koch Rezepte.  Ich bin so aufgeregt, wegen der Schwangerschaft meiner Frau, dass ich tagelang das Selbe koche, im vollen Besitz meiner körperlichen, jedoch nicht meiner geistigen Kräfte.

„Das folgende – von mir während der Schwangerschaftsgymnastik entwickelte und nach dem anschließenden Yoga kreierte – Rezept ist so treffsicher und lecker, dass mein Sohn später Jahre lang in einem Piraten Look rumrennt. Des weiteren gewinne ich das Promi Dinner im Fernsehen mit genau dieser Speise und ein paar anderen Tricks (geheim), – fliege dafür aber meinerseits im Piraten Look bei der vierten Runde von Let‘s Dance (RTL) raus. Wegen Übergewicht auf den letzen Metern.

Thunfisch-Lasagne mit Freibeuter Salat (auf Bambus Tellern zu servieren)

ZUTATEN

175 g Lasagne Blätter  6 Stk.Tomaten100 g Parmesan gerieben 1 Stk.Zwiebel 500 g Spargel grün 300 g Mozzarella / Basilikum Blätter

Soße Nr. 1: 1 Stk. Zwiebel 50 g Butter 50 g Mehl 400 g Thunfisch 600 ml Milch 1 Pr Salz 1 Pr Pfeffer 0.5 TL Senf  1 TL Worcester Soße 175 g Cheddar Rahmstufe100 ml Hühnerbrühe 100 ml Crème Fraîche

Soße Nr. 2: 4 Stk. Tomaten 2 Stk. Zwiebeln 0.5 Stk. Knoblauchzehe 100 ml Hühnerbrühe 3 EL Tomatenmark

Soße Nr. 3: 1 Stk. Avocado 1 EL Sonnenblumenöl 3 Spr  Balsamico 50 g Frischkäse 1 Pr Pfeffer 1 Pr Salz

2 EL Mango Chutney 2 Stk. Feigen  frisch 100 ml Hühnerbrühe

Freibeuter Salat: 4 Blatt Radicchio Salat gemischt 50 g Moosbeere frisch 3 EL Pinien Kerne 0.5 Stk. Papaya  200 ml Vollmilch Joghurt 2 TL Limetten Saft 1 Pr Salz 1 Pr Zitronenpfeffer

ZUBEREITUNG:

Für die Lasagne den Ofen auf 180°C vorheizen. Den Spargel waschen und klein schneiden. In einer Pfanne mit Zwiebel ca. 15 Minuten andünsten.

Für die Soße Nr. 1 die Zwiebel in einem Topf in heißer Butter goldbraun dünsten. Mehl darüber stäuben und unter Rühren 2 Minuten köcheln lassen. Dann den Thunfisch in Würfel schneiden und dazugeben. 3 Minuten anbraten. Den Topf von der Kochstelle ziehen, die Milch einrühren, Salz und Pfeffer zufügen und nochmals aufkochen. Senf und Worcester Sauce unter die Sauce mischen und weitere 2 Minuten kochen lassen. Den Cheddar dazugeben, mit etwas Hühnerbrühe unter Rühren auflösen lassen dann mit Crème Fraîche verfeinern.

Für die Soße Nr. 2 die Tomaten waschen und ebenfalls klein schneiden. Mit den Zwiebeln und dem Knoblauch andünsten. Mit Hühnerbrühe aufgießen und mindestens 2 Stunden köcheln lassen. Zum Ende hin Tomatenmark zugeben.

Für die Soße Nr. 3 die Avocado schälen und pattieren, mit Sonnenblumenöl, Aceto und Frischkäse zerquetschen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dann Mango Chutney und Feigen dazugeben. Mit Hühnerbrühe zu einer cremigen Soße verrühren.

Eine Auflaufform mit Butter ausfetten. Zuerst eine Schicht Thunfischmasse (Soße Nr. 1) hineingeben, Lasagne Platten darüber decken, wieder Thunfischmasse darauf streichen und die Oberfläche mit Spargel belegen. Zweite Schicht mit der Soße Nr. 2 und einigen Tomaten- und Mozzarella Scheiben belegen. Die dritte Schicht mit Soße Nr.3. bestreichen und so fortfahren, bis alle Zutaten/ Soßen verbraucht sind.

Zum Schluss den Parmesan über die Lasagne streuen, mit Tomatenscheiben dekorieren, mit Alu Folie abdecken und in den Ofen schieben. Nach 25 Minuten die Folie abnehmen und weitere 15-20 Minuten backen. Vor dem Servieren nochmals mit Parmesan bestreuen und jedes Stück Lasagne mit einem Blatt Basilikum dekorieren.

Für den Freibeuter Salat den Orangen-Mango-Joghurt mit dem Limetten Saft verrühren. Mit Orangenpfeffer und Salz abschmecken und die Blattsalate damit anmachen. Die Papaya und die Cranberries zufügen. Zum Anrichten den Salat pro Portion in ein Radicchio Blatt geben und mit Pinien Kernen bestreuen. Daneben ein rechteckiges Stück Lasagne platzieren.

Tipp: Die Lasagne schmeckt ein- oder zweimal aufgewärmt am besten.

Während ich dies schreibe, stelle ich mal wieder fest, dass es gar nicht so einfach ist, Linkshänder zu sein.  Zum Beweis habe ich ein paar Fotos von meiner Handschrift gemacht!“

Hier habe ich gerade eine günstige Handhaltung probiert  – funktioniert es vielleicht so?  Ja, so ist gut.  Ungewöhnlich aber  gut. So, mein Lieber! Jetzt geht‘s weiter. Ich habe das Buch nach rechts unten gedreht. Jetzt fasse ich den Füllfederhalter etwas höher am Griff. Es kommt immer auf eine entspannte Haltung an. Das macht dann Spaß!

Mein Management hat einen interessanten Kontakt aufgenommen zu einem Redakteur von 3nach9 Uhr. Der möchte mit mir etwas besonderes erleben in der Sendung am 23. Januar. Nur noch wenige Tage bis zum vorhergesagten Geburtstermin unseres Sohnes.

Meine Idee für die Sendung ist ganz gut. Ich habe einen kleinen Roboter gebaut mit Namen Chapeaux.  Ich werde den kleinen Apparat etwas modifizieren und bei ihm eine Spracheingabe installieren.“

Jetzt muss ich direkt noch erwähnen, dass ich wirklich sehr dankbar bin für die Weiterentwicklung von Spracheingabe an Computern im Jahr 2012. Da schreibe ich nämlich dieses Buch, was Sie – werter Leser – gerade in Händen halte. Ich kann ja ziemlich schusselig sein, aber das funktioniert echt prima. Ich freue mich dass mein Computer so gut mit mir zusammen arbeitet. Alles was ich aufgeschrieben habe, kann ich jetzt ganz hervorragend in ihn hinein diktieren. Danke dafür, lieber Gott. Ich bin begeistert.

„So, zurück zu 3nach9. Ich schaffe das – mein Roboter wird fahren –  oder laufen. Egal, Hauptsache er bewegt sich. Er wird eine Art Zweites Gesicht haben, indem ich ihm meinen SX 45 oder meinen oben drauf setze – in sein Roboter Angesicht. Der SX 45 ist ein Smart Phone der ersten Generation. Schließlich werde ich den Roboter von meinem Computer fernsteuern und ihm über WLAN den Impuls für das SX 45 zum Singen geben. Dazu muss ich mir aber erstmal eine WLAN Karte kaufen, und noch so ein paar andere Dinge. Das mache ich morgen. Singen wird der Roboter über eine MP3 Datei aus meinem Media Player und das Lied wird gregorianisch sein: „In Paradiesum“!  Sehr schön und angemessen dieser Choral.

„In paradisum deducant te angeli;
in tuo adventu suscipiant te martyres,
et perducant te in civitatem sanctam Ierusalem.
Chorus angelorum te suscipiat,
et cum Lazaro, quondam paupere,
æternam habeas requiem.“

„Zum Paradies mögen Engel dich geleiten,
die heiligen Märtyrer dich begrüßen
und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.
Die Chöre der Engel mögen dich empfangen,
und durch Christus, der für dich gestorben,
soll ewiges Leben dich erfreuen.“

Den Karajan musste ich gar nicht lange üben, den konnte ich noch aus Kindheitstagen. Für die Sendung habe ich mich dann doch entschieden, von Richard Strauss  „Eine Alpensymphonie“  zu dirigieren. Das hat ganz schön Eindruck gemacht, obwohl ich so aufgeregt war – wie selten in meinem Leben.

„In Paradisum“ hab ich live gesungen. Quasi als Bonus. Ich glaube das war aber dann in einem anderen Interview beim Privat Fernsehen, die ja so was auch immer sehr zu schätzen wissen. Wenn die wüssten, dass ich mich eigentlich nur ablenken wollte von meiner inneren Aufregung. Apropos – über mein „Inneres Kind“ möchte ich hier auch noch was los werden. Das bin ich ihm schuldig, aber bitte etwas Geduld. Mist – ich schieb das wieder vor mich her. Und ich finde das komisch.“

Ich tippe jetzt doch lieber selber die Worte in den Computer, der schreibt einfach immer wieder den selben Satz falsch: ich finde das nicht komisch. Geht doch!

„Gut, so weit möchte ich jetzt gar nicht ausholen. Unser Julius kam jedenfalls pünktlich. Und wenn ich hier schreibe, dass er genau am selben Tag und exakt auf die Minuten geboren wurde, an dem mein geliebter Vater Heinrich dreizehn Jahre zu vor gestorben war, – so ist das die Wahrheit. Ich bin so sehr mit meinem Glauben verbunden, dass ich der Überzeugung bin, mein Vater ist oft an meiner Seite gewesen in schwierigen Stunden. Als unser Sohn versuchte, dem Licht der Welt entgegen zu streben, da hatten er, meine Frau, unser Sohn und ich siebenunddreißig Stunden Geburtsarbeit hinter uns. Die natürliche Geburt blieb zwar ein Wunschdenken, aber alles ging gut. Weil es vorher bestimmt war. Dieses Kind und diese Mutter sollten leben. Meine Nackenstarre war schlagartig verflogen, und die Geschichte mit der „Engelskraft, die bewegt“ sollte sich sehr interessant weiter entwickeln. Doch davon später.

Auf dem Standesamt jedenfalls wurde der Name von unserem neuen Erdenbürger eineuropäisiert – er heißt nun Julius Kimo Sylvester Majowski. Kimo ist mein Lieblingsname. Und es tönt der Himmel, wenn ich ihn sage. Warum? Das frage ich nicht, es fühlt sich einfach gut an.“